Und alles begann in Kenia

Ja, irgendwie habe ich mir die letzten Tage, während ich unsere Website erstellt und aufgebaut habe, Gedanken darüber gemacht, wie ich denn eigentlich anfange. Wie nenne ich meinen ersten Beitrag? Worum geht es? Ideen, die habe ich. Mehr als genug sogar. Und da „Ich will Sand zwischen den Zehen“ ein persönlicher Reiseblog ist, auf dem ich über unsere Erlebnisse und Erfahrungen, unserer vergangenen, aktuellen und kommenden Reisen, schreiben möchte, habe ich mal in meinem Gedankengut gestöbert und bin da prompt auf etwas gestoßen was wohl diesen großen Stein in’s Rollen gebracht hat. Welchen Stein? Den Stein der Liebe. Der Liebe zum Reisen. Ich habe also mal das Langzeitgedächtnis gefordert und bin in’s Jahr 1995 zurück gewandert.

1995, da war so Musik modern wie die von Scatman John, mit seinem verrückten Song „Ski Ba Bop Ba Dop Bop“ und wir hatten einen Klamottenstil, den jeder Teenie und Hipster heute wohl als „krass unstylish und unterirdisch“ bezeichnen würde. Na gut, dies nur zur kurzen Erinnerung WIE weit ich jetzt also tatsächlich in mein Langzeitgedächtnis eingedrungen bin.

Das Abenteuer kann beginnen

1995 war aber auch ein Jahr, in dem ich das allererste mal geflogen bin. Meine ersten Sommerferien. Das Ziel war… Afrika. Um genau zu sein, Kenia. Selbstverständlich zusammen mit meinen Eltern, ging es mit einer DC 10, der African Safari Airways, von Berlin nach Mombasa. Kurz bevor wir gelandet sind, wütete ein heftiger Gewittersturm. Gepaart mit den hohen Temperaturen fühlte es sich an, als würden wir eine Dampfsauna betreten. Ok, einmal gaaanz tief durchatmen und dann langsam die Gangway hinunter laufen. Mit im Gepäck war mein Kuschelwal, den mein Papa mir noch vor Abflug, im Check in Bereich, gekauft hatte. Mit ihm auf dem Arm watschelte ich also meinen Eltern hinterher, wir holten die Koffer und es ging Richtung Nyali Beach. 2 Wochen lagen vor uns. Ich weiß noch wie aufregend alles war und zugleich erschreckend zu sehen, wie die Menschen dort teilweise leben. Ein Kontrast aus schönen, weißen Häusern und den Slums. Eine erste Erkenntnis, wie gut es uns zu Hause geht.

Ankunft in Kenia, mit meinem Papa.

Ankunft in Kenia, mit meinem Papa.

Überall, auf den Straßen, spielten Kinder. Die einen auf Müllbergen, die anderen in „nur leicht“ zugemüllten Gassen.

Viele Menschen haben uns komisch angeschaut, fast schon böse. Aber das mag daran liegen, dass sich viele Touristen damals wie heute nicht benehmen können und man deshalb abgestempelt wird.

Viele Menschen haben uns komisch angeschaut, fast schon böse. Aber das mag daran liegen, dass sich viele Touristen damals wie heute nicht benehmen können und man deshalb abgestempelt wird. Wir begegnen den Menschen immer freundlich und würden niemals jemand abwerten. Im Gegenteil, alle Menschen sind gleich und das haben meine Eltern mir beigebracht.

Es gibt aber auch viele freundliche Menschen, die sich freuen dich zu sehen.

Es gibt aber auch viele freundliche Menschen, die sich freuen dich zu sehen.

Und dann passierte etwas Schreckliches

Im Hotel angekommen, passierte nach ein paar Stunden Aufenthalt, das, was sich niemand wünscht, im Urlaub. Wir wurden ausgeraubt. Aus dem Zimmersafe. Alles weg. Ich erinnere mich, wie meine Mama an der Rezeption kläglich versucht hat die Situation zu schildern, mit den kaum vorhandenen Englischkenntnissen, beider Seiten. Ich sehe noch wie sie in Tränen ausbricht. Die Situation war für mich gar nicht greifbar. Nur jetzt, rückwirkend betrachtet, muss das ein Gefühl für meine Eltern gewesen sein, was schlimmer wohl nicht sein kann. Lange gespart, so weit weg von zu Hause, die Technik nicht annähernd so weit wie heute, ein kleines Kind im Gepäck und dann alles weg. Ich weiß noch, dass wir, im Laufe des Aufenthaltes, eine Familie kennen gelernt haben, die auch aus Deutschland kamen und dass meine Eltern ein paar mal nach Mombasa mussten, zur Polizei um alle Formalitäten zu regeln. Ist bestimmt auch nicht die angenehmste Sache, in Kenia, zur Polizei zu fahren, denn man musste an Gefangenen-Zellen vorbei laufen. Ich wurde für die Zeit vertrauensvoll in die Hände der Familie gegeben. Trotzdem haben meine Eltern sich nicht unterkriegen lassen. Andere wären wohl direkt wieder nach Hause geflogen. Wir nicht. Wir haben uns nicht nehmen lassen, das Land kennen zu lernen. Es ist nun mal nicht immer alles schön und es gibt auch immer diese Schattenseiten. Niemand sagt, dass auf einer Reise immer nur die Sonne scheint und auch wenn man auf ein Erlebnis, dieser Dimension, wohl gut und gerne verzichten könnte, hat es uns trotzdem von nichts abgehalten.

Wir haben trotzdem weiter gemacht

Und so konnten wir dann noch das Kenia kennen lernen, wie man es sich vorstellt. Wir haben eine 2 tägige Safari, in den Tsavo East Nationalpark, gemacht. Meine Eltern und ich, zusammen mit 6 anderen Reisenden und Professor Josef. Er war der Guide und sein Name klingt genau so verrückt wie er auch tatsächlich war. Ich kann mich erinnern, wie er mitten in der Steppe ausstieg, um mit einem Staubwedel eine ziemlich große Herde Büffel aufzumischen. Mit großem Erfolg. Lebensmüde aber es war so beeindruckend, dass ich mich daran erinnern kann. Auch daran, dass wir 3 Reifenpannen hatten.. und nur 2 Ersatzreifen. Nach langer Wartezeit kam ein anderes Fahrzeug, welches per Funk informiert wurde und brachte den Reifen. Wir übernachteten mitten im Nationalpark, in der Voi Safari Lodge, auf einer Anhöhe, von der aus man einen wahnsinnig tollen Blick, über die Savanne und auf ein Wasserloch, hatte. Es kamen Elefanten, dann Löwen, dann die Büffel etc. Ein Erlebnis welches ich nie vergessen werde. So ein schöner Anblick! Ich möchte es unbedingt noch einmal erleben.

Professor Josef, nachdem er Die Büffel aufgescheucht hat. Verrückter Kerl, der bestimmt 2 Meter groß war.

Professor Josef, nachdem er Die Büffel aufgescheucht und verjagt  hat. Verrückter Kerl, der bestimmt 2 Meter groß war.

Hinter mir kommen die Tiere und finden sich am Wasserloch ein.

Hinter mir kommen die Tiere und finden sich am Wasserloch ein.

Tsavo East Nationalpark

Tsavo East Nationalpark

Wie gut, dass die Löwen nicht hungrig gewesen waren. Wir waren wirklich sehr nah dran.

Wie gut, dass die Löwen nicht hungrig gewesen sind. Wir waren wirklich sehr nah dran.

Wombats, die gab es dort überall, in der Safari Lodge.

Wombats, die gab es dort überall, in der Safari Lodge.

 

Wie gut es uns doch geht

Auf der Rückfahrt zum Nyali Beach sind wir an den vielen Slums vorbei gefahren. Wir waren auf einem Fleischmarkt auf dem alles hing, was man sich nicht vorstellen möchte. Ich weiß auch noch wie wir Halt machten und meine Eltern ein paar Kindern, die auf großen Müllbergen nach Essbarem gesucht haben, meine Kekse gegeben haben. Die Kinder haben Freunde und Familie gerufen und die Packung mit allen geteilt. Ich konnte es damals nicht verstehen wieso meine Eltern die Kekse weg gegeben haben aber wenn ich heute zurück denke, bin ich immer noch fasziniert über diese Kinder, die auch in allergrößter Not, Nächstenliebe empfinden und die Kekse großzügig geteilt haben.

Wir machten weiter Urlaub, ich konnte jeden Tag in den Pool, am Meer sein und einfach diesen gigantischen Stein los rollen lassen, der mich heute zur Fernsüchtigen gemacht hat.

Meine Mama und ich:-)

Meine Mama und ich:-)

Traditioneller kann man Musik nicht machen.

Traditioneller kann man Musik nicht machen.

Ganz geheuer war mir dieses Kamel nicht aber anschauen musste ich es mir trotzdem.

Ganz geheuer war mir dieses Kamel nicht aber anschauen musste ich es mir trotzdem.

Kinderaugen leuchten, beim Anblick eines solchen Pools.

Kinderaugen leuchten, beim Anblick eines solchen Pools.

Das letzte beeindruckende Erlebnis, dieser Reise, war, als wir in Mombasa gestartet sind, Richtung Berlin und aus den Wolken der Kilimandscharo ragte. Wow! Wow! Wow! Majestätisch! Einen besseren Abschluss hätte es nicht geben können. Ich bin meinen Eltern so unendlich dankbar, dass sie mir bereits als Kind all das ermöglicht und so wunderschöne Reisen mit mir gemacht haben. Philipp und ich haben uns fest vorgenommen noch einmal gemeinsam nach Kenia zu fliegen und ich wünsche mir, dass ihr uns bis dahin begleitet und gemeinsam mit uns Sand zwischen den Zehen habt…